Gesunde Führung in unsicheren Zeiten – was Teams jetzt wirklich brauchen
- Aurelia Hack
- vor 2 Tagen
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Lesedauer: ca. 6–8 Minuten
„Ich bin einfach nur müde.“
Diesen Satz höre ich oft von Führungskräften, wenn ich mit ihnen spreche – zwischen Meetings, Zielvereinbarungen, Veränderungsprojekten und Personalengpässen. Die Anforderungen steigen. Die Ressourcen nicht.
Und auch die Teams spüren das. Sie erleben gestresste Führungskräfte, wachsenden Druck, sinkende Orientierung.
Genau hier entscheidet sich, was Führung wirklich bedeutet:
Nicht, wenn alles rund läuft – sondern in Zeiten von Unsicherheit, Dauerveränderung und Überlastung. Und genau hier kommt gesunde Führung ins Spiel.
Was bedeutet „gesunde Führung“ – und was nicht?
Gesunde Führung ist keine Wohlfühl-Variante der klassischen Führung. Sie heißt nicht, dass alle immer einer Meinung sind, alles nett abläuft oder jede Entscheidung basisdemokratisch getroffen wird.
Gesunde Führung bedeutet:
Klarheit statt Verunsicherung
Menschen brauchen Orientierung, wenn außen vieles unsicher ist. Gute Führung schafft Struktur – auch wenn sie nicht alle Antworten hat.
Verbindung statt Distanz
Teams wollen spüren, dass da jemand ist, der sieht, hört und auch sich selbst zeigt – nicht nur die Rolle „Führungskraft“ spielt.
Vertrauen statt Kontrolle
Vertrauen senkt Stress, schafft Energie und fördert Mitdenken. Kontrolle – vor allem im Übermaß – erzeugt das Gegenteil.
Warum ist gesunde Führung gerade jetzt entscheidend?
Laut der aktuellen Gallup-Studie 2024 liegt die emotionale Bindung der Mitarbeitenden zum ersten Mal seit Start des Gallup Engagement Index Deutschland im einstelligen Bereich.
Einer der Hauptgründe: schlechtes Führungsverhalten.
Und: Studien der amerikanischen Havard-Professorin Amy C. Edmondson zeigen, dass Teams mit hoher psychologischer Sicherheit:
besser mit Fehlern umgehen
offener kommunizieren
höhere Innovationsraten und
größere Resilienz zeigen
Mit anderen Worten: Gesunde Führung wirkt direkt auf Leistung, Motivation und Innovationsfähigkeit. Und das nicht abstrakt – sondern konkret spürbar im Arbeitsalltag.
Was gesunde Führung im Alltag ausmacht – drei praxisnahe Impulse
🔸 1. Fehlerfreundlich statt fehlerfrei
In stressigen Zeiten steigt der Druck auf Fehlervermeidung. Aber genau dann ist eine offene Fehlerkultur besonders wichtig.
Was es braucht: Reaktionen, die Sicherheit geben.
Statt: „Wie konnte das passieren?“ → lieber: „Danke, dass du’s angesprochen hast. Lass uns draufschauen.“
Statt Schuldzuweisung → gemeinsame Reflexion: „Was war die Ursache? Was können wir anders machen?“
Führungskräfte prägen die Fehlerkultur. Nicht durch Reden – sondern durch ihr Verhalten im entscheidenden Moment.
🔸 2. Verantwortung teilen statt alles allein tragen
Viele Führungskräfte glauben, sie müssten alles im Griff haben, alles entscheiden, alles wissen. Gerade in unsicheren Zeiten steigt dieser Druck.
Aber: Geteilte Verantwortung entlastet – und stärkt das Team.
Was kann dein Team selbst entscheiden?
Wo kannst du Entscheidungsspielräume bewusst geben?
Wie kannst du Vertrauen sichtbar machen?
Selbstwirksamkeit ist ein Schlüssel zur Motivation. Und sie entsteht, wenn Menschen merken: „Ich gestalte mit. Ich werde gebraucht.“
🔸 3. Wirklich zuhören – nicht nur „funktionieren“
Oft hören wir im Arbeitskontext zu, um zu antworten – nicht, um zu verstehen. Doch gerade unter hoher Belastung brauchen Menschen echtes, zugewandtes Zuhören.
Fragen wie:
„Was brauchst du gerade, um gut arbeiten zu können?“
„Was macht dir aktuell Sorgen?“
„Was hilft dir gerade, motiviert zu bleiben?“
…öffnen Räume, in denen sich Menschen gesehen fühlen. Und genau das ist der Anfang von Vertrauen.
Bonus-Impulse für den Führungsalltag in bewegten Zeiten
Check-ins im Teamalltag etablieren: 5 Minuten zu Beginn eines Meetings, um kurz abzufragen: „Wie geht’s euch gerade?“
Grenzen sichtbar machen – auch als Führungskraft: Sag z. B. bewusst, wenn du selbst eine Pause brauchst oder Überlastung spürst.
Sprachliche Signale nutzen: Statt „wir müssen“ lieber „wir wollen“ oder „wir entscheiden“. Das schafft mehr Eigenverantwortung und Motivation.
Fazit: Führung, die stärkt – nicht nur steuert
In unsicheren Zeiten wollen Teams keine Superheld:innen. Sie wollen Führungskräfte, die echt sind. Die Haltung zeigen, ohne alles zu wissen. Die zuhören, statt nur zu senden.
Gesunde Führung ist kein Add-on. Sie ist der Hebel, um Menschen zu halten, Innovation zu fördern und Organisationen zukunftsfähig zu machen.
💭 Reflexionsfrage zum Mitnehmen:
Was brauchst DU gerade, um gesund führen zu können – und wer darf das wissen?
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